Tao Te Ching

Tao Te King von Lao Tse

Ausgabe von Wladimir Antonow, Ph.D.
Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Kathrin Laich

ISBN 978-1-897510-42-1
New Atlanteans, 2008
 

1. Man kann nicht das Tao* erkennen, indem man nur darüber spricht.

Man kann nicht den Ursprung des Himmels und der Erde, die die Mutter von Allem ist, durch die Benennung mit menschlichen Namen erfassen.

Nur derjenige, der von weltlichen Leidenschaften befreit ist, kann Ihn sehen; und derjenige, der diese Leidenschaften hat, kann nur Seine Schöpfung sehen.

Das Tao und Seine Schöpfung sind seinem Wesen nach Eins, obgleich sie mit unterschiedlichen Namen genannt werden. Der Übergang, welcher zwischen ihnen existiert, ist eine Tür zu allem Wunderbaren.

 

2. Wenn die Menschen das Schöne kennen, verstehen sie auch, was hässlich ist.

Wenn sie lernen, was gut ist, realisieren sie auch, was böse ist.

Auf diese Weise erlauben sich das Sein und das Nichtsein, schwer und leicht, lang und kurz, hoch und tief, gegenseitig zu kennen.

Unterschiedliche Töne vermischen sich und schaffen Harmonie. Und auf diese Art folgt das Erfolgreiche harmonisch auf das Vorangegangene.

Der Weise bevorzugt das Nichthandeln* und lebt in Stille*. Alles um eine solche Person, geschieht wie von alleine. Er haftet an nichts Irdischem an. Er besitzt nichts von ihm Gemachtes. Er ist nicht stolz über seine Arbeit.

Da er sich selbst nicht preist, nicht prahlt, keinen besonderen Respekt von anderen verlangt — ist er freundlich zu Allen.

 

3. Falls die Auserwählten sich nicht erheben über Andere, werden sie von niemandem beneidet. Falls materielle Schätze nicht angepriesen werden, stiehlt sie niemand. Falls die Objekte der Begierden nicht vorgeführt werden, entstehen keine Versuchungen.

Der weise Herrscher verursacht bei seinem Volk nicht solche Versuchungen, sondern ist in Sorge, damit sein Volk genug zu essen hat. Das schließt die Leidenschaften aus und stärkt die Gesundheit der Menschen. Der weise Herrscher ist immer darum bemüht, den Versuchungen und Leidenschaften vorzubeugen und er lässt es nicht zu, dass böse Menschen handeln.

Die Abwesenheit dieser Probleme bringt Ruhe.

 

4. Das Tao scheint wie die Leere auszusehen. Doch, Es ist allmächtig!

Es ist in der Tiefe*.

Es ist der Ursprung von Allem.

Es lenkt Alles.

Es durchflutet Alles.

Es ist Scheinendes Licht.

Es ist Ausdruck der Feinheit!

Es ist die Essenz allen Seins!

Seinen Ursprung kann man nicht beschreiben, da Es Ursprünglich ist.

 

5. Die Materie des Himmels und der Erde ist gegenüber allen Kreaturen, seien diese Pflanzen, Tiere oder Menschen, leidenschaftslos. Sie ist doch die Basis von alledem.

Auf dieselbe Art ist der Weise leidenschaftslos gegenüber Anderen.

Der Raum über der Erde ist leer und frei wie der Raum innerhalb eines Blasebalgs oder einer Flöte. Je mehr Raum für die Handlung ist, desto effektiver kann die Handlung sein.

Derjenige, der sich in die Handlungen Anderer einmischt und zu viel redet, wird unerträglich für die Menschen.

Daher ist es immer besser, dem Prinzip der Nichteinmischung zu folgen und innere Ruhe zu bewahren.

 

6. Das Leben und die Entwicklung des Feinsten* sind ewig und grenzenlos.

Es ist der Tiefste Grund von Allem.

Auf Ihm existiert die materielle Welt.

Es handelt ohne Gewalt.

 

7. Der Himmel und die Erde sind dauerhaft. Sie existieren lange, da sie nicht aus sich selbst heraus und nicht um ihrer Selbst willen vorhanden sind.

Sie sind vom Tao geschaffen und existieren für Es.

Der Weise stellt sich hinter Andere und auf diese Weise hindert er andere Menschen nicht und kann sie führen. Er schätzt das Leben seines Körpers nicht hoch, aber sein Leben wird vom Tao geführt.

Das geschieht, da auch er hier nicht um seiner Selbst willen existiert. Das ist der Grund, weshalb seine persönlichen Bedürfnisse für ihn verwirklicht werden.

Der Weise existiert für das Tao und dient Ihm.

 

8. Der Weise lebt wie das Wasser. Das Wasser dient allen Wesen und es fordert nichts für sich. Es existiert unter allen Dingen. In dieser Hinsicht ist es dem Tao ähnlich.

Das Leben muss dem Prinzip der Natürlichkeit folgen.

Folge dem Pfad des Herzens! Sei freundlich!

Sage nur die Wahrheit!

Wenn Du andere leitest, folge dem Prinzip der inneren Ruhe.

Jede Handlung hat realisierbar zu sein und zur rechten Zeit ausgeführt zu werden.

Derjenige, der nicht darum kämpft, anderen voran zu sein, kann viele Fehler vermeiden.

 

9. Man sollte kein Wasser in ein volles Gefäß schütten. Und es gibt keinen Grund, die Schneide zu stark zu schärfen. Wenn der Raum überfüllt ist mit Gold und Jaspis, wer wird ihn bewachen?

Übermäßigkeit in Allem führt zu Schwierigkeiten.

Wenn die Arbeit getan ist, sollte man aufhören.

So sind die Gesetze der Harmonie vom Tao empfohlen.

 

10. Um die Ruhe aufrecht zu erhalten, muss sich jeder Eins mit Allem fühlen*. Alsdann entwickelt man keine falschen egozentrischen Begierden.

Man muss das Bewusstsein verfeinern. Lass` den Menschen in dieser Hinsicht einem Neugeborenen ähnlich werden. Derjenige, der so fein geworden ist, wird frei von allen Illusionen*.

Man muss das Land und die Menschen mit Liebe für sie und ohne Gewalt gegen sie beherrschen.

Das Tor von der Welt der Materie zu der versteckten Welt ist offen, wenn jemand in innerlicher Ruhe verweilt. Das Verstehen dieser Wahrheit zeigt sich im Nichthandeln.

Zu erziehen ohne Gewalt, zu erschaffen ohne zu prahlen, zu erzeugen ohne die Produkte zu besitzen, älter als andere zu sein und ihnen nicht zu befehlen: das ist die wahre Rechtschaffenheit des Großen Te*.

 

11. Dreissig Speichen sind in einem Rad vereint.

Aber der Gebrauch des Rades hängt auch vom Zwischenraum der Speichen ab.

Gefäße sind aus Lehm gemacht. Doch ihre Nützlichkeit hängt von ihrem leeren Innenraum ab.

Gebäude bestehen aus Wänden, Türen, Fenstern. Doch die Nützlichkeit der Gebäude hängt auch von ihrem Innenraum ab.

Das ist die Beziehung zwischen der Nützlichkeit der Objekte und der Leerheit.

 

12. Derjenige, der nur fünf Farben in der Welt sieht, ist wie der Blinde.

Derjenige, der nur die Geräusche der materiellen Welt hört, ist dem Tauben ähnlich.

Derjenige, der nur materielle Speisen zu sich nimmt und nur ihren Geschmack empfindet, ist irregeführt.

Derjenige, der mit voller Geschwindigkeit auf seine Beute los stürzt, ist wahnsinnig.

Durch die Anhäufung von Vermögen und Begehrlichkeiten handeln die Menschen zu ihrem eigenen Schaden.

Die Anstrengungen des Weisen sind darauf ausgerichtet, genug zum Essen zu haben, und nicht viele Objekte anzuhäufen. Derjenige, der in der materiellen Welt mit wenig zufrieden ist, wählt das Ursprüngliche.

 

13. Ehre und Schande sind gleichermaßen beängstigend. Ruhm ist eine große Bedrängnis im Leben.

Was bedeutet die Tatsache, dass Ehre und Schande gleichermaßen beängstigend sind? Es bedeutet, dass die Menschen für die Ehre kämpfen und dann fürchten sie diese zu verlieren.

Und was bedeutet es, dass der Ruhm eine große Bedrängnis im Leben ist? Es bedeutet, dass ich großen Kummer erleide, da ich meinen Namen hochschätze.

Wenn ich aufhöre, meinen Namen hoch zu schätzen, werde ich keinen Kummer haben.

Folglich sucht der Weise nicht nach dem Lob der Menschen. Er dient ihnen lediglich in aufopfernder Weise. Daher kann er in Frieden unter den Menschen leben. Er kämpft nicht mit irgend jemand für etwas — daher ist er unerschütterlich.

 

14. Wenn Du das Tao anschaust, kannst Du Es nicht sofort wahrnehmen. Das ist der Grund, weshalb Es als schwierig-zu-sehen bezeichnet wird.

Wenn Du dem Tao zuhörst, kannst Du Es nicht sofort hören. Das ist der Grund, weshalb Es als schwierig-zu-hören bezeichnet wird.

Wenn Du versuchst nach dem Tao zu greifen, kannst Du Es nicht erreichen. Das ist der Grund, weshalb Es als schwierig-zu-erfassen bezeichnet wird.

Im Tao sind Jene, Die dich mit Freude erfüllen*! Sie Alle sind im Tao zu Einem verschmolzen.

Das Tao ist gleichermaßen oben und unten.

Das Tao, grenzenlos in der Größe, kann nicht genannt werden nach dem Namen von einigen von Ihnen.

Sie kommen aus dem Tao, um Ihre Individualitäten zu manifestieren und gehen dann zurück in den Status ohne individuelle Manifestation in Ihn.

Das Tao hat keine körperliche Figur und kein körperliches Gesicht. Daher wird Ihm zugesprochen, verborgen und mysteriös zu sein.

Wenn ich das Tao treffe, sehe ich nicht Sein Gesicht; wenn ich dem Tao folge, sehe ich Ihn nicht von hinten.

Wenn man dem ursprünglichen Pfad der Transformation des Selbst als ein Bewusstsein genau folgt, kann man den Ewigen Ursprung erkennen. Dieser Weg ist der Weg zum Tao.

 

15. Seit dem Altertum erkennen die zur spirituellen Erleuchtung Fähigen die verstecken und kaum erkennbaren kleinen und großen Schritte des Weges.

Solche Sucher sind schwer zu erkennen. Lasse mich gerade ihre Erscheinung umreißen: Sie waren behutsam wie ein Mann, der im Winter einen Fluss überquert; sie waren umsichtig, da sie sich vor Fremden in Acht nahmen; sie waren aufmerksam, da sie um die begrenzte Zeit des Aufenthaltes auf der Erde wussten; sie waren wachsam, als ob sie auf tauendem Eis liefen, sie waren einfach; sie waren weit wie ein Tal, sie wurden versteckt vor trägen Blicken.

Es waren jene, die in Ruhe den Schmutz in Reinheit umwandeln konnten.

Es waren jene, die ihren Beitrag zur Evolution des Lebens beitrugen.

Sie beteten das Tao an und waren in der materiellen Welt mit wenig zufrieden. Sie begehrten nicht viel, sondern waren mit dem zufrieden, was sie hatten und sie suchten nicht nach mehr.

 

16. Vervollständige die Leerheit* und erreiche die volle Stille in Dir. Lasse alles um Dich herum von selbst geschehen. Lasse jeden spirituell erblühen und in der Erkennung seiner eigenen Essenz fortschreiten*.

Diejenigen, die ihre wahre Essenz erkannt haben, erreichen völlige Ruhe. Folglich erreichen sie den gemeinsamen Aufenthaltsort Aller, Die Ihn erreicht haben*.

Die Anwesenheit in diesem Aufenthaltsort muss konstant werden. Derjenige, der das erfüllt, wird Erleuchtet genannt, Perfekt, und ihm wird zugeschrieben, die Höhere Weisheit zu besitzen.

Jene, die den Aufenthaltsort erreichen, repräsentieren das Vereinte „Wir“, welches der Höchste Regent ist. Dieser Aufenthaltsort wird auch Himmel genannt*. Das ist der Aufenthaltsort des Ewigen Tao.

Das Tao ist nicht körperlich. Es kann von niemandem gefangen werden. Folglich ist Es unbesiegbar.

 

17. Der Höchste Herrscher stellt all Seinen Menschen Möglichkeiten zur Verfügung, ihr Bewusstsein zu entwickeln. Doch belohnt Er sie nicht mit etwas „Irdischem“. Außerdem versucht Er nicht, die Menschen einzuschüchtern.

Diejenigen, die töricht glauben, wissen nicht darum. Aber diejenigen, die Ihn erkannt haben, glauben nicht mehr töricht.

Diese Wahrheit ist so profund.

Wenn ich einen gewissen Erfolg erreicht habe, gehe ich weiter und ein größeres Verständnis über Alles eröffnet sich mir.

 

18. Wenn das Volk in einem Land das Große Tao verleugnet, beginnt es über „Humanismus“ und „Gerechtigkeit“ zu reden... Aber in dieser Situation sind die Gespräche nicht mehr als Scheinheiligkeit!

Ähnlich ist es, wenn in einer Familie Uneinigkeit herrscht, dann entstehen Forderungen nach „Kindesgehorsam“ und „Elternliebe“...

Und wenn im ganzen Land solch eine Unordnung herrscht — dann erscheinen Slogans wie „Patriotismus“ und die „Liebe für das Mutterland“...

 

19. Wenn die Falschheit und die Heuchelei dieser Art beseitigt sind, werden die Menschen glücklicher. Die Falschheit, das Ziel des Wohlstandes, Diebstahls, der Gräueltaten gegenüber lebenden Wesen — all das verschwindet, wenn die Menschen das wahre Wissen besitzen. Es ist so, weil der Grund für alle Laster der Menschheit ein Mangel an Wissen ist. Es ist das Wissen, welches die Menschen verstehen lässt, in ihrem eigenen Interesse einfach und freundlich zu sein, die eigenen weltlichen Begierden zu kontrollieren und sich selbst von den schädlichen Leidenschaften zu befreien.

 

20. Hör auf, an Objekten, an denen Du hängst, anzuhaften — und Du wirst frei sein von Sorge und Selbstmitleid! Nur indem man so lebt, kann man die wahre Basis* im Leben finden! Ist dieses Ziel nicht wert genug, um gewöhnliche Glaubenssätze und Gewohnheiten aufzugeben?

So groß ist der Unterschied zwischen gut und böse!

Tue ja nichts Unerwünschtes gegenüber Anderen — mit diesem einfachen Prinzip kann man das Chaos reduzieren und eine Ordnung in einer Gesellschaft etablieren.

Aber jetzt... frönen alle Menschen der Eitelkeit... Und die Gesellschaft ist ins Chaos eingetaucht.

Ich alleine bleibe ruhig und erhebe mich nicht über die Menschen. Ich bin einem Kind ähnlich, welches nicht in die Welt der Eitelkeit geboren ist.

Alle Menschen sind durch weltliche Verlangen gebunden. Ich alleine habe alles aufgegeben, was sie schätzen. Demgegenüber bin ich gleichgültig.

Alle Menschen leben ihren Egozentrismus. Ich alleine wählte mich davon zu befreien.

Ich fließe als Bewusstseinsstrom im Raum und ich weiß nicht, wann ich anhalte...

Ich erkenne das Tao in meinem Herzen! Es ist so fein!

Ich unterscheide mich von anderen durch das Wertschätzen Dessen, Welcher unser Leben erschaffen hat.

 

21. Das Te erscheint aus dem Tao. Und das Tao residiert in der Ursprünglichen Tiefe.

Das Te ist das, welches handelt und steuert. Es ist genauso mysteriös und versteckt wie das Tao. Dennoch existiert Es auch!

Es kann eine Form annehmen.

Es besitzt Kraft. Seine Kraft übersteigt alles auf der Welt Existierende.

Das Te kann gesehen werden. Seit dem Altertum bis zur Gegenwart, erklingt die Stimme des Te und erzählt der ganzen materiellen Welt den Willen des Schöpfers.

Wo kann ich das Angesicht von Te sehen? Überall!

 

22. Wenn Du mit wenig zufrieden bist, kannst Du viel gewinnen. Wenn Du viel suchst, wirst Du vom rechten Weg abkommen.

Der Weise beachtet diesen Grundsatz. Wenn nur alle Menschen ihn beachten würden!

Der Weise vertraut nicht nur seinen physischen Augen — folglich kann er klar sehen.

Der Weise denkt nicht von sich, nur er alleine ist im Recht — folglich kennt er die Wahrheit.

Er sucht nicht den Ruhm — doch die Menschen respektieren ihn.

Er sucht nicht die Macht — doch folgen ihm die Menschen.

Er kämpft nicht mit jemandem — folglich kann ihn niemand bezwingen.

Er fühlt kein Mitleid mit sich selbst — folglich kann er sich erfolgreich entwickeln.

Nur derjenige, der sich nicht vor andere zu stellen sucht ist fähig, mit jedem in Harmonie zu leben.

Der Weise kümmert sich um jeden, und er wird für alle ein Beispiel. Er ist hell, aber er will nicht glänzen. Er preist sich nicht selbst — doch wird er akzeptiert.

Er erhöht sich nicht selbst — doch er wird von anderen hoch geschätzt.

Im Altertum erzählten die Menschen, dass der Unvollkommene sich verändert, um perfekt zu werden. Sind diese Worte leer? Nein! Wahrlich, durch das Erreichen der Einheit, kommst Du zur Perfektion!

 

23. Sprich weniger und sei einfach!

Ein strenger Wind bläst nicht den ganzen Morgen lang; starker Regen dauert nicht den ganzen Tag.

Von was ist dies abhängig? Vom Himmel und der Erde.

Obwohl der Himmel und die Erde so groß sind, können sie nichts Ewiges hervorbringen. Noch kann das der Mensch. Daher ist es besser dem Ewigen Tao zu dienen.

Derjenige, der mit seinen Taten dem Tao dient, erhält das Recht, die Verschmelzung mit Ihm zu erreichen.

Derjenige, der sich selbst* in den Zustand des Te verfeinert hat, wird zum wesentlichen Teil des Te.

Derjenige, der wesentlicher Teil des Te ist, erntet den Segen des Te.

Derjenige, der wesentlicher Teil des Tao ist, erntet den Segen des Tao.

Aber wenn er ihn nicht mehr verdient — wird ihm der Segen entzogen.

Es ist nicht weise, diese Wahrheit anzuzweifeln!

 

24. Derjenige, der auf Zehenspitzen steht, kann so nicht lange stehen.

Derjenige, der mit großen Schritten geht, kann nicht lange laufen.

Derjenige, der von jedem gesehen wird, kann seine Kraft nicht lange halten.

Derjenige, der sich selbst preist, kann keinen Ruhm gewinnen.

Derjenige, der sich selbst bemitleidet, wird schwach und kann sich nicht entwickeln.

Derjenige, der neidisch ist, kann selbst keinen Erfolg erzielen.

Derjenige, der sich selbst preist, kann kein Prestige gewinnen.

Derjenige, der sich der Völlerei hingibt, führt bedeutungslose Dinge aus; alles irritiert ihn. Solch eine Person kann keinen Frieden finden.

Wenn man diese Dinge vom Tao aus betrachtet, erkennt man, dass all das durch lasterhafte Wünsche verursacht ist. Das alles ist ein absurdes Verhalten. Jeder wendet sich von solchen Menschen ab.

Menschen, die danach streben sich mit dem Tao zu Verschmelzen, tun etwas Derartiges nicht.

 

25. Oh, Das, Welches, geboren wurde, bevor der Himmel und die Erde geschaffen wurden, Welches in Ruhe lebt, keine Form hat, das Feinste, das Einzig Existierende, Das überall anwesend ist, das grenzenlos und unerschütterlich ist, die Mutter von Allem! Du wirst Tao genannt. Ich nenne Dich auch den Größten, Der in seiner grenzenlosen Entwicklung ewig ist!

Die Menschen, die Erde, der Himmel sind vom Tao abhängig. Aber das Tao existiert durch Sich Selbst!

 

26. Harte Arbeit erlaubt einem ein einfaches Leben in Zukunft zu erreichen.

Doch wissen wir auch, dass die Ruhe wesentlicher Bestandteil der Bewegung ist.

Daher arbeitet der Weise den ganzen Tag lang schwer und vermeidet harte Arbeit nicht. Trotzdem befindet er sich in einem Zustand der perfekten Ruhe.

Er kann sogar in Luxus leben und wird davon nicht verdorben.

Warum ist der Eigentümer von 10 000 Streitwagen hochmütig und verachtet die ganze Welt? Verachtung zerstört die Seele!

Und die Abwesenheit von Ruhe führt zum Verlust der Basis!...

 

27. Derjenige, der den Weg kennt, kann die richtige Richtung auch ohne vorhandene Spur finden. Derjenige, der reden kann, macht keine Fehler. Derjenige, der zählen kann, verzählt sich nicht. Der beste Schatz hat kein Schloss, und doch kann ihn keiner öffnen. Die besten Fesseln sind die, die nicht materiell binden, aber doch nicht gelöst werden können.

Der Weise kann Menschen retten, und er rettet sie ständig. Er kann helfen, und er lässt niemanden in Not alleine ohne Hilfe. Auf diese Weise handelt die tiefe Weisheit!

Er unterrichtet auch die Menschen des Bösen und mit der Hilfe des Weisen können sie die Basis finden.

Aber, wenn die Menschen des Bösen seine Hilfe nicht schätzen und sie nicht die Basis mögen — verlässt der Weise sie: er schätzt nicht Beziehungen mit solchen Menschen.

Dieser Grundsatz ist sehr wichtig!

 

28. Wenn Du mutig bist — sei demütig! Dann wird Dir die ganze Nation folgen.

Wenn Du unter den Menschen ein Führer wurdest, lass` das Große Te Dein Begleiter sein. Und sei in der Seele rein, sanft und fein — wie ein Kind!

Unvergänglich in Gott, vergiss nicht die Existenz des Bösen! Und sei ein Vorbild der Rechtschaffenheit für jedermann.

Derjenige, der solch ein Beispiel für alle wurde, unterscheidet sich nicht von der Qualität der Seele des Großen Te. Er entwickelt sich dann zur Verschmelzung mit dem Ewigen Tao.

Solch eine Person, die ihre eigenen Errungenschaften und Verdienste kennt, bleibt doch unbekannt — und wird ein weiser Führer.

Es ist positiv, dass solch eine weise Person ein Führer unter den Menschen wird — in einem solchen Land wird dann Ordnung einkehren.

 

29. Einige Menschen haben ein großes Verlangen die ganze Welt zu regieren, und sie versuchen dieses Ziel erfolgreich umzusetzen. Ich sehe nicht, wie das möglich sein kann, da die Welt ein Gefäß voll mit wunderbarem unerschütterlichem Tao ist! Und niemand kann das Tao regieren!

Derjenige, der dieses Ziel trotzdem anstrebt, wird sicherlich versagen!

Jeder hat eine Wahl: sich dem harmonischen Fluss der Ereignisse des Seins zu widersetzen oder ihm zu folgen. Die zuerst Genannten kämpfen und verlieren an Stärke; die zuletzt Genannten blühen auf in Harmonie und Stärke.

Der Weise strebt nicht nach Macht, Überangebot, Luxus oder Verschwendungssucht.

 

30. Ein Herrscher, der dem Tao treu ist, wird seine Armee nicht in ein fremdes Land schicken. Er würde zu aller erst* eine Katastrophe auf sich ziehen.

Ein Land, durch das eine Armee gezogen ist, wird verwüstet. Nach einem Krieg kommen magere Jahre.

Ein weiser Führer ist nie kriegerisch. Ein weiser Krieger wird nie wütend. Derjenige, der den Feind besiegen kann, greift nicht an. Derjenige, der den Sieg errungen hat, beendet die Gewalt und wendet gegen die besiegten Feinde keine Gewalt an. Der Triumphierende preist sich nicht selbst. Er gewinnt, aber fühlt sich nicht stolz. Er mag keinen Krieg führen. Er gewinnt, weil er zum Kämpfen gezwungen wird. Obwohl er gewinnt, ist er nicht kampflustig.

Wenn ein Mann in der Blüte seiner Jahre schwach und krank wird — geschieht das nur, weil er nicht in Harmonie mit dem Tao gelebt hat. Das Leben von solch einer Person endet vor seiner fälligen Zeit.

 

31. Waffen sind Mittel, welche Not verursachen; sie müssen abgelegt werden.

Derjenige, der dem Tao folgt, benutzt daher keine Waffen.

Ein guter Führer ist nachgiebig. Er benutzt die Macht nur zur Verteidigung. Er wendet jede Mühe an, um den Frieden zu wahren.

Sich selbst zu glorifizieren durch einen militärischen Sieg bedeutet, sich zu freuen über das Töten von Menschen. Ist es richtig, ihn, der sich über das Töten freut, zu respektieren?

Respekt führt zu Wohlergehen. Wohlergehen trägt zu dem kreativen Prozess bei.

Gewalt führt zur Not.

Wenn viele Menschen getötet werden, ist das ein schmerzerfülltes Ereignis. Der Sieg muss mit einer Beerdigungszeremonie „gefeiert“ werden.

 

32. Das Tao ist ewig und hat keine menschliche Erscheinung.

Obwohl das Tao ein liebevolles Wesen ist, kann niemand in der ganzen Welt Es unterwerfen.

Falls der Adel und die Herrscher eines Landes in Harmonie mit dem Tao leben würden — wären die gewöhnlichen Menschen friedlich und ruhig. Der Himmel und die Erde würden sich in Harmonie vereinen, Wohlstand und Wohlergehen würden Einzug halten; die Menschen wären ohne Anordnung gut!

Um die Ordnung in einem Land zu etablieren, werden die Gesetze geschaffen. Doch dürfen die Gesetze nicht zu hart sein.

Das Tao ist wie der Ozean. Der Ozean liegt tiefer als alle Flüsse und sie alle fließen in ihn.

 

33. Derjenige, der die Menschen kennt, ist vernünftig. Derjenige, der sich selbst erkennt, ist erleuchtet*. Derjenige, der seine Feinde erobern kann, ist stark. Derjenige, der sich selbst* besiegt, ist mächtig.

Derjenige, der materiellen Reichtum besitzt, ist reich. Derjenige, der resolut handelt, besitzt Willenskraft. Derjenige, der seinen Begierden nachgibt, ist schwach und dumm.

Derjenige, der die Verschmelzung mit dem Tao erreicht und diese nicht verliert — erreicht den Höchsten Seinszustand. Nach dem Tod des Körpers, lebt er wahrlich Unsterblich weiter im Tao.

 

34. Das Ewige Tao durchflutet Alles. Es ist auf der linken und der rechten Seite anwesend. Dank Ihm, entstehen, leben und entwickeln sich die Seelen.

Obwohl das Tao so groß ist und so großartige Arbeit vollbringt — Es sucht nicht sich Selbst zu verherrlichen.

Es richtet alle Wesen mit Liebe auf. Es übt keine Gewalt über sie aus. Es besteht nicht darauf, dass die Menschen alle Seine Wünsche erkennen.

Es ist Groß, doch Es besteht nicht darauf.

 

35. Mit dem Großen Tao vereinigen sich alle Perfekten.

Folge auch Du diesem Pfad! So wirst Du Dir selbst nicht schaden; das Gegenteil wird eintreten, Du wirst Ruhe, Harmonie und ein volles Leben finden.

Ich, im Status des Nichthandelns, reise im Grenzenlosen des Tao. Mit Worten ist dies nicht zu vermitteln! Das Tao ist das Zärtlichste und Glückseligste!

 

36. Weltliche Leidenschaften machen den Menschen schwach. Entschlossenheit erfüllt ihn mit Kraft!

Weltliche Leidenschaften lähmen den Menschen. Entschlossenheit erhöht den Menschen und stärkt sein Bewusstsein.

Weltliche Leidenschaften versklaven den Menschen. Entschlossenheit befreit ihn.

Objektiv, sanft und nachgiebig zu sein, besiegen die Leidenschaft, Härte und die Grobheit.

 

37. Das Tao handelt nicht in der Welt der Materie*. Doch die ganze Schöpfung ist ein Produkt Seiner Kreativität.

Handle auch Du auf dieselbe Art und Weise, und so wird alles Lebende sich auf natürliche Weise entwickeln!

Wenn Du einfach lebst, ohne Deine Aufmerksamkeit dem Klatsch zuzuwenden und ohne feindliche Haltung, in Harmonie mit dem Tao, dann kommst Du in den Zustand ohne Anhaftungen und Leidenschaften.

Die Abwesenheit von weltlichen Wünschen bringt einen in einen Zustand innerer Ruhe — und dann kommt alles im Umfeld in Ordnung.

 

38. Ein Mensch, der das Große Te repräsentiert, muss sich Selbst nicht zu guten Taten zwingen: sich rechtschaffen zu verhalten ist für ihn natürlich.

Ein Mensch, der sich weit vom Te entfernt hat, kann versuchen sich zu guten Taten zu zwingen: Die Rechtschaffenheit ist nicht natürlich für ihn.

Ein Mensch, der das Große Te repräsentiert, strebt nicht nach Handlung in der Welt der Materie: Er handelt im Zustand des Nichthandelns.

Ein Mensch, der sich weit vom Tao entfernt hat, lebt in Eitelkeit und handelt unter dem Einfluss seiner Leidenschaften. Im religiösen Aspekt des Lebens sind seine Aktivitäten nur auf Rituale reduziert; aber der Glaube an die „Magie“ der Rituale zeigt die Degradierung der Religion! Solch ein Mensch zwingt auch andere, wie er selbst zu handeln.

Das geschieht nur denen, die nicht das Tao in ihrem Leben haben. Ihnen kann man nicht trauen; sie haben das Tao bereits betrogen und können jeden betrügen.

Der Weise, der das Tao bereits erkannt hat, ist fähig, die Menschen anhand dieser Merkmale zu unterscheiden. Er wählt nur mit den Menschen des Guten zu kommunizieren.

 

39. Seit dem Altertum gibt es Diejenigen, die in Vereinigung mit dem Tao leben. Dank Ihnen ist der Himmel rein und die Erde stabil, die Natur sanft und die Flüsse sind voll Wasser, die Täler sind mit Blumen bedeckt, alle lebenden Wesen vermehren sich, die Helden des spirituellen Pfades sind ein Muster der Tugendhaftigkeit. All dies wird von Denen bereit gestellt, die die Vereinigung erreicht haben!

Wenn es Ihre Hilfe nicht gäbe, dann würde der Himmel aufhören rein zu sein, die Erde würde überall brechen, die Natur würde aufhören allen Lebenden ihre Schönheit zu geben; die Täler würden aufhören zu blühen und sich in Wüste verwandeln; die lebenden Wesen würden aufhören sich zu vermehren und sie würden verschwinden; die Helden des spirituellen Pfades wären kein Muster an Tugendhaftigkeit und würden lächerlich gemacht und verbannt werden.

Die Menschen sind eine Basis ihrer Herrscher. Daher haben die irdischen Herrscher, die sich selbst erhöhen, keine starke Basis. Das geschieht, da sie die Menschen nicht als ihre Basis betrachten. Das ist ihr Fehler.

Falls der Streitwagen, den jemand fährt, auseinander genommen wird — mit was würde er zurück gelassen?

Betrachte Dich nicht als wertvollen Jaspis!

Sei einfach — wie ein gewöhnlicher Stein!

 

40. Interaktionen der Gegensätze ist die Sphäre der Aktivitäten des Tao.

Die Höchste Subtilität ist eine der wichtigsten Qualitäten des Tao. Diese ist den groben Qualitäten der bösen Menschen entgegengesetzt.

Die gesamte Entwicklung der inkarnierten Wesen beruht auf der Interaktion dieser Gegensätze.

Die Welt der Materie wurde jedoch hervorgebracht vom Feinsten Ursprung…

 

41. Der Weise, der etwas über das Tao gelernt hat, ist bestrebt, die Selbstverwirklichung in Ihn anzustreben.

Der Unkluge, der etwas über das Tao gelernt hat, erinnert sich manchmal an das Tao und manchmal vergisst er Es.

Törichte Menschen, die etwas über das Tao erfahren haben, machen Es lächerlich. Sie halten die Menschen, die das Tao erkannt haben für wahnsinnig... Sie halten die Weisheit für Wahnsinn..., die höhere Gerechtigkeit — als Laster, die Rechtschaffenheit — als Verderbtheit, die große Wahrheit — als falsch...

Ja, der große Quadrat hat keine Ecken, der laute Klang kann nicht gehört werden; die große Vorstellung kann nicht gesehen werden...

Ja, das Tao ist versteckt vor nutzlosen Blicken. Es führt nur die, die es verdienen, zur Perfektion.

 

42. Einst ging Einer aus dem Tao hervor. Er nahm zwei Andere mit sich. Diese Zwei nahmen weitere Drei mit. Und Sie alle begannen verschiedene Lebensformen auf dem Planeten zu schaffen*.

Alle Kreaturen sind unterteilt in gegensätzliche Paare von Yin und Yang und sie sind mit der Chi-Energie erfüllt. Die gesamte weitere Entwicklung entsteht durch ihre gegenseitige Interaktion.

Alle Wesen haben Angst vor dem Alleinsein und betrachten es als Leiden. Dies betrifft im Besonderen die weltlichen Herrscher.

Alle diese Menschen kümmern sich nur um sich selbst und verweigern anderen die Hilfe.

Doch die richtige Entscheidung besteht darin, sich selbst der Fürsorge Anderer zu widmen und sich selbst zu vergessen.

Der weise spirituelle Sucher, der sein Leben allem Guten gewidmet hat, wird vom Tod nicht bezwungen. Diese Worte ziehe ich allen anderen Grundsätzen aller Weisen vor.

Jene, die das Tao erreicht haben, verschmelzen mit Ihm.

 

43. Es geschieht, dass der Schwächste den Stärksten besiegt. Der Grund dafür ist, dass das Te überall präsent ist, alle durchflutet und alle leitet.

Das ist der Grund, weshalb ich das Nichthandeln als gut betrachte.

Es gibt in der Welt nichts, was sich mit der inneren Ruhe und dem Gewinn des Nichthandelns vergleichen ließe.

 

44. Was ist wichtiger: Leben — oder Ruhm? Was ist wertvoller: Leben oder Wohlstand? Was verletzt mehr: Gewinn oder Verlust?

Wenn Du viel ansammelst, wirst Du viel verlieren.

Zeige Mäßigung und Du wirst Fehler vermeiden. Zeige Mäßigung und es wird keine Risiken geben. Auf diese Weise kannst Du das Leben in Ruhe ohne Sorgen leben!

Derjenige, der Mäßigung zeigt, erleidet kein Versagen. Derjenige, der weiß wann er aufzuhören hat,

vermeidet die Not. Dank dem bringt er es fertig, das Ursprüngliche und Ewige Tao zu erkennen.

 

45. Die Menschen können die Absolute Perfektion mit Wahnsinn, großem Raum, mit Leere, großer Raumkrümmung, mit Geradlinigkeit, großem Humor, mit Dummheit, einem großen Redner, mit dem Unaussprechlichen verwechseln.

Intensive Bewegung überwindet Kälte; Ruhe überwindet Hitze.

Ruhe und Harmonie sichern das korrekte Verstehen von Allem, was in der Welt geschieht.

 

46. Wenn ein Land nach den Gesetzen des Tao lebt, dann werden die Pferde zum Bestellen des Landes eingesetzt.

Aber wenn eine Nation das Tao verleugnet, dann rennen die Kriegspferde über die Felder.

Es gibt keine größere Not als unkontrollierte weltliche Leidenschaften! Nichts zerstört die Menschen mehr als das Verlangen, die „irdischen“ Schätze zu vermehren!

Derjenige, der mit dem, was er hat zufrieden ist, ist immer glücklich!

 

47. Der Weise erkennt die Welt, ohne dass er sein Haus verlässt. Ohne aus dem Fenster zu schauen, erkennt er das Ursprüngliche Tao. Er muss nicht weit reisen, um mehr zu lernen.

Der Weise reist nicht — doch weiß er alles; er schaut nicht — doch kann er alles beschreiben; er scheint nichts zu tun — doch er erreicht alles.

In seinem Herzen findet er alles, was nötig ist*.

Das ist der Grund, weshalb der Weise die Dinge kennt, welche sich nicht durch das Wandern erschließen. Und er sieht das, was dem gewöhnlichen Auge unsichtbar ist.

 

48. Derjenige, der lernt, vergrößert sein Wissen täglich. Derjenige, der dem Tao dient, verringert seine weltlichen Wünsche! Durch die ständige Verringerung der weltlichen Wünsche, kann der Mensch das Nichthandeln erreichen.

Im Zustand des Nichthandelns kann man alle Mysterien des Universums meistern! Ohne das Nichthandeln kann man das nicht erreichen.

 

49. Der Weise hat keine selbstsüchtigen Motive. Er lebt in Sorge für die Anderen.

Guten Menschen tue ich Gutes; den Unfreundlichen wünsche ich auch Gutes. Das ist die Güte des Te.

Mit ehrlichen Menschen bin ich ehrlich, mit Unehrlichen bin ich auch ehrlich. Das ist die Anständigkeit des Te.

Der Weise lebt in Ruhe in seinem Land. Doch im selben Land leben andere Menschen: Gute und Böse, Anständige und Unanständige, Vernünftige und Dumme, Egoistische und Selbstlose, die die auf das Tao hören und die, die Es leugnen.

Der Weise betrachtet die Menschen als seine Kinder.

 

50. Menschen werden auf der Erde geboren und sterben. Von zehn setzen in etwa drei ihre Existenz im Paradies fort; drei gehen auf dem Weg des Todes in die Hölle; und drei sind jene, denen die Entwicklung ihrer Seele noch nicht gelungen ist aufgrund von Anhaftungen an weltliche Belange.

Derjenige, der das wahre Leben auf der Erde gemeistert hat, hat keine Angst vor Nashörnern oder Tigern; im Kampf hat er keine Angst vor bewaffneten Soldaten. Ein Nashorn findet keinen Platz, sein Horn in ihn zu stechen; ein Tiger findet keinen Platz seine Klauen an ihn anzulegen; Soldaten finden keine Stelle, ihn mit Schwertern nieder zustechen. Das ist so, da es für ihn keinen Tod gibt*.

 

51. Das Tao erschafft Wesen; das Te nährt sie, richtet sie auf, hilft ihnen sich zu entwickeln, zu reifen, passt auf sie auf und unterstützt sie.

Diese Wesen wachsen als Seelen, sie entwickeln sich und erreichen die Vollkommenheit.

Daher gibt es keine Person, die nicht verpflichtet wäre, das Tao und das Te anzubeten.

Das Tao und Te zwingen niemanden; Sie geben allen Wesen die Möglichkeit, sich nach ihrer eigenen Willensfreiheit auf eine natürliche Art und Weise zu entwickeln.

Zu produzieren ohne die Produkte zu besitzen, zu schaffen ohne zu prahlen, älter als Andere zu sein und sie nicht zu kommandieren! Dies sind die Prinzipien des Lebens des Großen Te.

 

52. Die materielle Erde hat ihren Ursprung, Welcher die Mutter der materiellen Welt ist.

Wenn die Mutter erkannt ist, ist es einfacher, Ihre Kinder zu erkennen*.

Wenn man die Kinder kennt, sollte man die Mutter nicht vergessen. Alsdann lebt man ein Leben ohne Mühe.

Wenn man persönliche Wünsche aufgibt und von weltlichen Leidenschaften frei wird, lebt man ohne müde zu werden.

Auf der anderen Seite, wenn jemand seinen Leidenschaften nachgibt und sich in weltliche Angelegenheiten verwickeln lässt, dann sind Schwierigkeiten unvermeidlich.

Das Zarteste zu sehen, ist die wahre Klarheit der Vision.

Die Aufrechterhaltung des feinsten Bewusstseins sichert die wahre Kraft.

Betrachte das Licht des Tao! Erkenne Seine Tiefen! Es ist der wahre Schatz! Verliere Es nicht — und Du wirst viel Sorge vermeiden!

 

53. Derjenige, der das wahre Wissen besitzt, geht den Geraden Weg.

Der einzige Punkt, den ich befürchte, ist, von der Eitelkeit befallen zu werden.

Der Gerade Pfad ist absolut eben. Und doch bevorzugen die Menschen... schlängelnde Pfade.

Wenn die irdischen Herrscher ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Luxus ihrer Paläste lenken, dann überwuchert das Unkraut die Felder und die Kornspeicher leeren sich.

Solche irdischen Herrscher tragen luxuriöse Kleidung und scharfe Schwerter; sie sind nicht mit einfachem Essen zufrieden; sie häufen zuviel Vermögen für sich selbst an. Das gleicht einem Diebstahl und ist eine Verletzung der Grundsätze des Tao.

 

54. Wenn Du Dich selbst erkennst, erkennst Du dadurch Andere. Hilf Anderen — und Du wirst alles erkennen.

Derjenige, der fest stehen kann, kann nicht umgestürzt werden. Derjenige, der sich gegen Unterstützung auflehnen kann, kann nicht niedergeschlagen werden. Ja, an solch eine Person erinnern sich die Nachkommen!

Aber, wenn Du eine ähnliche Sicherheit im Tao erreicht hast, wirst Du für andere Menschen mit Seinem Licht wie die aufgehende Sonne scheinen!

Versuche hierfür Hilfe in Deiner Familie bereitzustellen, für die Menschen, die in Deinem Land und überall leben! Dadurch wirst Du eine große Bewusstseinskraft gewinnen.

Wie habe Ich das erkannt? Indem ich dies tat...

 

55. Derjenige, der in Verschmelzung mit dem Großen Te lebt, ist rein wie ein neugeborenes Baby. Giftige Insekten stechen ihn nicht; Schlangen beißen ihn nicht; wilde Tiere und Vögel greifen ihn nicht an. Er hat sein Bewusstsein verfeinert und ist fest mit dem Tao verschmolzen.

Er erhöht die Menschen nicht durch das Merkmal ihres Geschlechts oder ihrer anderen äußeren Qualitäten, sondern er sieht ihre Essenz: ihre Seele.

Er nimmt Andere als feste Teile des Ganzen* und der Einheit wahr.

Und er besitzt die Fähigkeit, den Anstoß für das spirituelle Wachstum der Menschen zu geben.

Er kann den ganzen Tag predigen und seine Stimme bleibt kräftig: Er verweilt in der ständigen Verschmelzung mit dem Tao!

Auf diese Weise lebt Er ein Leben im Glück!

Gewöhnliche Menschen, die die Blüte ihrer Jahre erreicht haben, lassen im Alter nach... Das geschieht, da sie nicht mit dem Tao verschmolzen sind.

 

56. Die Wahrheit kann nicht nur durch Worte vermittelt werden! Derjenige, der das nicht versteht, kann diese Abhandlung nicht vollständig verstehen*!

Derjenige, der die persönlichen Wünsche aufgibt, wird frei von weltlichen Leidenschaften, verringert seine persönlichen Bedürfnisse, erreicht ein klares Verstehen, strebt nicht nach Ruhm, er befindet sich in einem feinen, feinsten Bewusstseinszustand — Er repräsentiert das Ursprüngliche und Tiefste Tao.

Er kann nicht versucht, gekränkt, gezwungen oder zur Verherrlichung überredet werden. Keiner kann Ihm schaden!

Er scheint wie die Sonne! Er ist wie eine Quelle, aus der jeder trinken kann!

Er ist der Größte Schatz unter den Menschen!

 

57. Aus dem Tao entstehen die Ruhe, die Harmonie und die Gerechtigkeit.

Doch unter den Menschen gibt es Egoismus, List, Falschheit, Gewalt...

In das Tao kann man nur durch Nichthandeln eingehen.

Wenn die Menschen die Anhäufung von einer Vielzahl von unnötigen Dingen anstreben, werden sie spirituell arm.

Wenn sie zu viele Waffen herstellen, werden unvermeidlich Einbrüche auftreten und Unruhen entstehen. Wenn schlaue Meister all ihr Bemühen darauf richten, materielle Wertgegenstände herzustellen, hören die wundersamen Phänomene in einem solchen Land auf zu geschehen.

Wenn die Gesetze und die Unterdrückung zu streng werden, wächst die Anzahl der unzufriedenen Menschen und die Opposition wird größer.

Das ist der Grund, weshalb der Weise die Eitelkeit aufgibt und alles von selbst geschehen lässt.

Mit den Änderungen muss man bei sich selbst beginnen. Ich strebe die Stille und die Ruhe an — und andere werden dadurch ruhig, dass sie mich beobachten. Ich strebe nicht an, viel materiellen Segen zu besitzen — und die Menschen um mich herum beginnen, mit weniger zufrieden zu sein. Ich lebe ohne weltliche Anhaftungen und Leidenschaften — und die Menschen um mich kommen zur Einfachheit und zur Natürlichkeit des Lebens.

 

58. Wenn irdische Herrscher in Ruhe und Harmonie herrschen, sind die Leute auch ruhig und friedlich. Und sie streben nichts außer dem Wohlergehen an...

Im Gegensatz dazu beginnen, wenn irdische Herrscher mit Verärgerung und Aggressivität handeln,

die Menschen zu leiden. Das Wohlergehen wird dann ersetzt durch Ärger und Unglück. Die Menschen beginnen einen Ausweg zu suchen, und einige finden ihn dadurch, dass sie den Zustand des Nichthandelns erreichen und im Licht des Ewigen Tao sind. Auf diese Weise kann aus Not Glück und Zufriedenheit resultieren.

Wie wir sehen können, erzeugen sich Zufriedenheit und Unzufriedenheit selbst gegenseitig...

Der Weise bleibt immer ruhig, freundlich und einfach. Er möchte nichts von anderen weg nehmen. Er ist selbstlos und schädigt keinen. Er ist ehrlich und lebt in Harmonie mit dem Tao, mit der Natur und mit anderen Menschen.

Er ist hell, aber er glänzt nicht.

 

59. Um dem Tao erfolgreich zu dienen, indem man anderen Menschen hilft, braucht man die Fähigkeit, die Kraft des Bewusstseins zu erhalten und anzusammeln. Das erfordert alles, was die Kraft vergeudet, aufzugeben.

Solch ein Verzicht auf der höheren Ebene des Pfades, hilft einem, die eigene Kraft des Te* zu vergrößern, welche unerschöpflich werden kann und sie kann helfen, das Tao in seiner ganzen Fülle zu erkennen.

Das Tao ist die Ewige und Grenzenlose Ursprüngliche Grundlage jedes Menschen und der ganzen materiellen Welt. Der Weg, der zur Vereinigung mit dieser Grundlage führt, wird Wurzel genannt.

 

60. Die Aktivität des Tao und des Te in Relation zu zahlreichen individuellen Seelen unterschiedlichen Alters, kann mit dem Kochen eines Mahles mit vielen Zutaten in einem großen Kessel verglichen werden.

Zur Realisierung der Bestimmung der meisten Menschen, die sie verdienen, setzen das Tao und Te Spirits ein; einige dieser Spirits können einen niedrigeren Stand der Entwicklung haben.

Doch wenn sich der Mensch dem Tao mit seiner Seele nähert, geht er hinter die Einflusssphäre solcher Spirits.

 

61. Das Große Königreich des Tao* liegt wie hinter der Mündung eines Flusses.

Der Ozean liegt tiefer als alle Flüsse, und alle Flüsse fließen in Ihn.

Der Ozean ist ruhig und geduldig. Er erwartet diejenigen, die Ihm näher kommen und in Ihn eingehen.

Der Ozean ist ein Großes Königreich, doch auf der Erde gibt es nur kleine Königreiche, die von Menschen zusammengesetzt sind.

Das Große Königreich sorgt dafür, dass alle, die es betreten, von Ihm zufrieden gestellt werden.

So lasset die Herrscher der kleinen Königreiche sorgen, dass alle Menschen zufrieden gestellt werden.

Dann werden alle das erhalten, was sie möchten — in beiden, dem Großen Königreich und in kleinen Königreichen.

Lasst uns erinnern, dass der Große immer hinter Allen zu stehen hat.

 

62. Das Tao ist die tiefste Grundlage von Allem. Es ist der Schatz derer, die anstreben, Ihm näher zu kommen. Aber Es nimmt auch die Existenz von bösen Menschen zur Kenntnis.

Ja, man muss allen Menschen die Reinheit und das freundliche Verhalten predigen. Sind böse Menschen hingegen nicht notwendig?

Sie helfen einem, die Kurzlebigkeit der irdischen Schätze und die Täuschung der Hoffnung nach ewigem Leben auf der Erde im bestehenden Körper zu erkennen.

In Interaktion mit ihnen, bemühen sich gute Menschen auf dem Weg ins Tao sich selbst zu verändern — so dass sie sich so weit wie möglich vom Bösen entfernen. Um unerreichbar für das Böse zu werden, muss man schließlich konkrete Handlungen, die den Menschen als Bewusstsein entwickeln, ausführen...*.

Viele Menschen wären nicht bestrebt, besser zu werden, wenn böse Menschen ihnen nicht „helfen“ würden!

Die irdischen Herrscher, die die absolute Macht besitzen und deren Diener ihre Juwelen und luxuriösen Streitwagen schätzen... Doch in Wirklichkeit sind sie nicht besser als diejenigen, die in Einsamkeit und Ruhe leben und den Tiefgründigsten Weg zum Tao gehen!

Wäre es für diese irdischen Herrscher nicht besser, ein ruhiges Leben zu führen und dieses der Erkennung des Tao zu widmen?

Die Menschen sagen, dass im Altertum Keiner irdischen Reichtum anstrebte, und die Kriminellen wurden nicht hingerichtet. Im Altertum verehrten die Menschen das Tao...

 

63. Befreie Dich selbst von der Eitelkeit der Gedanken und von unnötigen Handlungen, bleibe ruhig, und sei mit einfachem Essen zufrieden!

Auf diese Art beginnt der Weg zur Erkennung des Großen Tao, welches Ein Ganzes, bestehend aus vielen Großen Seelen, ist.

Es gibt auch viele kleine Seelen, die in Körpern inkarniert sind.

Wenn das erkannt wurde, weis der Weise, dass Hass mit Gutem zu vergelten ist.

Beginne eine schwierige Arbeit mit dem leichten Anfang. Jede große Arbeit besteht aus kleinen Teilen. Auf diese Weise erfüllt man allmählich große Aufgaben.

Wenn jemand verspricht, große Arbeit schnell durchzuführen, kann man solch einer Person nicht vertrauen...

Aber der Weise beginnt niemals „große Unternehmungen“ in der Welt der Materie! Daher kann er in der spirituellen Welt Großes leisten. Es ist nicht schwierig für ihn.

 

64. Es ist denen, die die Harmonie gemeistert haben, einfach zu helfen.

Es ist einfach, einem Sucher, der den Weg noch nicht gefunden hat, den Weg zu zeigen. Jedoch muss man sich erinnern, dass eine schwache Person leicht vom Weg abkommen kann. Derjenige, der eine schwache Seele hat, rennt den Schwierigkeiten davon.

Es ist besser mit dem Bauen da anzufangen, wo man keine alten Wände einreißen muss. Es ist besser spirituelles Wissen da vorzustellen, wo man nicht von wütenden und dummen Menschen angegriffen wird.

Alsdann wächst ein großer Baum aus einem kleinen Setzling heran; ein neunstöckiger Turm wird zuerst mit einer Hand voll Erde begonnen zu bauen; eine Reise von Tausend Li beginnt mit dem ersten Schritt.

In der Welt der Materie gehen die Unternehmer in Konkurs; die Besitzer von Eigentum verlieren es; Das ist der Grund, weshalb der Weise nicht so handelt — er erleidet keinen Misserfolg. Er besitzt nichts — und von daher hat er nichts zu verlieren.

Der Weise lebt nicht in weltlichen Leidenschaften; er bemüht sich nicht, etwas Materielles zu gewinnen, was viel Mühe erfordert. Er lebt in natürlicher Einfachheit und ist mit dem, was andere Menschen ablehnen, zufrieden.

Er geht den Weg zum Tao.

 

65. Derjenige, der das Tao erkannt hat, gibt nicht vor ignoranten Menschen an. Er verweigert sich auch, die „Menge der Menschen zu regieren“, und daher kann er seine Entwicklung fortsetzen und

verdienstvollen Menschen helfen.

Vertrauliches höheres Wissen über die Methoden der Entwicklung des Bewusstseins kann den Menschen, die dafür noch nicht reif sind, schaden.

Der Weise, der das weiß und nach diesem Wissen handelt, wird für Andere ein Beispiel.

Auf diese Weise handelt das Große Te.

Um das zu verstehen, muss man erkennen, dass das Große Te das Gegenteil ist von bösen Menschen. Für solche Menschen ist das Große Te in unerreichbarer Ferne lokalisiert.

Das ist das, was das Große Te ausmacht. Es besitzt die Höchste Macht und enthält in Sich eine Vielzahl von lebenden Wesen! Es vereinigt und trennt Menschen; Es leitet Alles! Es ist der Herrscher, der die stärkste Liebe und den größten Respekt verdient!

Wenn Du von Ihm lernst, wirst Du das höchste Wohlergehen erreichen!

 

66. Große Flüsse wurden so mächtig, da sie auf dem Wege zum Meer Wasser in sich aufgenommen haben.

Der Weise, der den Menschen zu helfen wünscht, muss sich selbst auch hinter die Anderen stellen. Obgleich er über den Menschen steht, ist er von daher keine Last für sie — und sie schaden ihm nicht.

Die Menschen folgen ihm gern und wenden sich nicht von ihm ab.

Er konkurriert mit niemandem und daher ist er nicht bezwingbar.

Er macht ständig Fortschritte — doch die Menschen beneiden ihn nicht.

Er kämpft mit niemandem — auf diese Weise kann ihn niemand der ganzen Welt zwingen gegen seinen Willen zu handeln.

 

67. Das Tao ist Groß und es gibt nichts von Seinesgleichen oder Ihm Ähnliches!

Es residiert so tief und Es ist so fein, dass man Es nicht greifen oder zwingen kann, etwas zu tun!

Ich besitze drei Schätze, die für mich wertvoll sind:

der Erste ist die Gutmütigkeit, der Zweite ist die Sparsamkeit und der Dritte ist, dass ich mich nicht vor Andere stelle. Ich bin gütig, daher kann ich mutig sein. Ich bin sparsam, daher kann ich großzügig sein. Ich stelle mich nicht vor Andere, daher kann ich ein weiser Führer sein.

Derjenige, der ohne Liebe mutig ist, großzügig ohne Sparsamkeit, der der versucht, sich vor andere zu stellen und diese zur Seite drückt — solch eine Person erleidet Misserfolg.

Im Gegenteil erreicht derjenige den Sieg, der voll Liebe ist. Und er ist unbesiegbar, da das Tao ihn ständig begleitet.

 

68. Der weise Führer ist nie kriegerisch. Der weise Soldat wird nicht wütend. Derjenige, der gewinnen kann, greift nicht zuerst an. Derjenige, der die Menschen führen kann, demütigt sie nicht, sondern bringt sich in eine niedrigere Position.

So sind die Gesetze des Te, die die Wut, die Selbstverherrlichung und die Gewalt ablehnen. Auf diese Weise handeln Diejenigen, Die das Te repräsentieren und Sie begleiten die Menschen zum Ursprünglichen und Ewigen Tao.

 

69. Militärische Kunst lehrt: ich beginne nicht zuerst, ich muss warten. Ich bewege mich keinen Inch weiter, sondern gehe eher noch einen Fuß zurück. Das wird Handeln ohne Handlung oder gewinnen ohne Gewalt genannt. In diesem Fall habe ich keine Feinde; so kann ich es vermeiden, Kraft zu vergeuden.

Es gibt keine größere Not, als Feinde zu hassen! Hass auf die Feinde ist der Weg, der zum Verlust des Wichtigsten — des Tao führt!

Somit erringen die den Sieg der Schlacht, die ihn vermeiden.

 

70. Meine Worte sind einfach zu verstehen und wahrzunehmen. Doch können viele Menschen sie weder verstehen noch begreifen.

Hinter meinen Worten ist der Ursprung von Allem. Da diese Menschen Das nicht wissen, verstehen sie mich nicht.

Derjenige, der das Tao erkannt hat, ist ruhig und unerkennbar, obwohl er sich mit Würde verhält. Er trägt einfache Kleidung und versteckt den Schatz* darin.

 

71. Derjenige, der Wissen besitzt und darüber schweigt, ist ehrenhaft.

Derjenige, der kein Wissen besitzt, doch dieses vortäuscht... ist ungesund.

Derjenige, der weise ist, heilt sich selbst. Der Weise wird nie krank, da er sich von den Ursachen der Krankheiten befreit. Er verweilt im Tao. Wie kann er dann krank sein?

 

72. Derjenige, der mit Angst lebt, kann nicht stark werden. Die Stärke des Bewusstseins kann nur gewonnen werden durch ein Leben ohne Angst.

So befreie Dich von der Fähigkeit andere zu verachten! Derjenige, der Andere verachtet, ist vor dem Tao verachtenswert!

Befreie Dich von der Gewalt in Beziehungen mit Anderen! Derjenige, der Anderen Gewalt antut, wird der Gewalt unterworfen.

Entsage der Fähigkeit, Menschen zu täuschen! Derjenige, der Andere täuscht, täuscht sich selbst*.

Lebe in Liebe!

Sei nicht bemüht anzugeben! Der Weise, der seine Höhere Essenz erkannt hat, gibt sich nicht der Selbstbewunderung hin und er stellt sich selbst nicht vor Andere.

Derjenige, welcher sich von der Egozentrik befreit hat, gewinnt die Möglichkeit, das Tao zu erreichen.

 

73. Derjenige, der mutig und kriegerisch ist, wird getötet; derjenige, der mutig ist ohne kriegerisch zu sein, wird leben.

Was ist der Grund für die Abneigung gegen kriegerische Menschen? Sogar ein Weiser kann das nicht beantworten.

Das Große Tao residiert in Stille; Es kämpft mit niemandem. Es gewinnt ohne Gewalt.

Es ist still und doch beantwortet Es Fragen und kommt zu denen, die Es rufen.

In Ruhe leitet Es Alles.

Es wählt für Sich wertvolle Menschen aus.

 

74. Es macht keinen Sinn, jemanden mit dem Tod zu bedrohen, der vor ihm keine Angst hat.

Aber derjenige, der Andere mit dem Tod bedroht und daran Freude findet, wird zerstört werden.

Die Themen des Lebens und des Todes stehen alleine unter der Führung des Tao. Niemandem ist es erlaubt, diese Themen anstelle des Tao zu lenken! Derjenige, der sich dazu entscheidet, schädigt nur sich selbst.

 

75. Wenn man sich die Mehrheit der Menschen ansieht, könnte man denken, dass sie ständig hungrig sind. Sie sind immer besorgt um die Anhäufung und Vermehrung ihrer Versorgung. Sie können nicht aufhören mit dieser Aktivität!

In allen Angelegenheiten, streben sie mit allen Mitteln nur ihren persönlichen Gewinn an!

Sie verstehen nicht die Prinzipien des Lebens, wie sie das Tao vorgestellt hat — über die Liebe zu Anderen und die Sorge um sie und über das Nichthandeln.

Sie leben und interessieren sich nicht für das Tao, sie ignorieren das Tao, sie verschwenden ihre Lebenskraft, um Dinge zu tun, die keinen wahren Wert haben. Ihre „Liebe zum Leben“ ist zu stark und daher sterben sie zu früh.

Doch derjenige, der sein irdisches Leben für das Wohl von Allen vernachlässigt, erhöht den Wert seines Lebens vor dem Tao.

 

76. Der Körper eines Menschen ist bei seiner Geburt zart und geschmeidig, aber nach dem Tod wird er hart. Alle pflanzlichen Wesen sind auch zart und geschmeidig zum Zeitpunkt ihres Entstehens, und nach ihrem Absterben werden sie trocken und brechen einfach.

Ein kräftiger Baum bricht entweder im Sturm oder wird durch eine Axt gefällt. Der geschmeidige und zarte Baum hat hier einen Vorteil.

Derjenige, der sanft und geschmeidig ist, geht den Weg des Lebens. Derjenige, der weder freundlich noch geschmeidig ist, geht den Weg des Todes.

 

77. Lasst das Leben des Ursprünglichen Tao uns ein Beispiel sein.

Derjenige, der Menschen Gewalt antut, sie demütigt und ausraubt — widersetzt sich dem Tao.

Aber derjenige, der nie selbstsüchtig handelt, der seinen Überschuss an Andere abgibt, der Taten nicht um des Ruhmes willen durchführt, der in Ruhe ohne weltliche Leidenschaften lebt, der in die zärtliche und feine Stille des Tao eintaucht und Menschen, die es verdienen, auf diesem Pfad hilft — solch eine Person wird dem Tao ähnlich.

 

78. Wasser ist fein und nachgiebig. Doch es zerstört das Harte. Nichts ist mit ihm zu vergleichen, das Harte zu bezwingen.

Fein und zärtlich bezwingen hart und grob. Nur weise Menschen verstehen die Essenz dieser Aussage...

 

79. Große Verstimmung führt zu Konsequenzen. Daher kann die Ruhe als Güte betrachtet werden.

Daher leistet der Weise einen Eid, niemanden zu verdammen.

Freundliche Menschen leben in Übereinstimmung mit dieser Regel. Böse Menschen tun dies nicht.

Das Ursprüngliche Tao ist immer auf der Seite der liebenswürdigen Menschen.

 

80. Über die staatliche Struktur, denke ich das Folgende:

Es ist gut, wenn das Land klein und die Bevölkerung nicht zu groß ist.

Wenn es sogar viele Waffen gibt, sollten sie nicht benutzt werden. Kriegsschiffe und Streitwagen sollten auch nicht benutzt werden. Krieger sollten keinen Feldzug führen.

Man soll das Leben in einem Land derart gestalten, dass die Menschen dieses Land nicht verlassen möchten.

Es ist gut, wenn jedermann gutes Essen, schöne Kleider, gemütliche Häuser und ein freudiges Leben hat.

Es ist gut, Nachbarstaaten mit Liebe zu betrachten, zuzuhören, wie dort die Hähne krähen und die Hunde bellen.

Es ist gut, dass Menschen, die ein hohes Alter erreichen, die Vollkommenheit erkennen und sie diese Welt verlassen, ohne wieder hierher zurückkehren zu müssen.

 

81. Wahre Worte sind nicht notwendigerweise schön. Schöne Worte sind nicht notwendigerweise vertrauenswürdig.

Der Freundliche ist nicht notwendigerweise wortgewandt. Der Redegewandte ist nicht notwendigerweise freundlich.

Derjenige, der weiß, streitet nicht, aber der, der nicht weiß, streitet.

Der Weise ist nicht selbstsüchtig; er handelt für das Wohl der Anderen.

Das Große Tao sorgt sich um das Wohl aller lebenden Wesen. Alles, was Es für lebende Wesen tut, geschieht ohne Gewalt und schadet keinem.

Der Weise handelt auch ohne Gewalt und schadet keinem.

 


Es kann bestellt werden im Internet unter LuLu.com.